Forstwirtschaft

neuer MischwaldIm 19. Jahrhundert war die Waldfläche in Falkenberg deutlich geringer als heute. Joachim v. A. hat bereits vor dem ersten Weltkrieg einige landwirtschaftliche Grenzböden und Heideflächen zumeist mit Kiefer aufgeforstet. Nach 1920 übernahm Udo v. A. die Idee des Dauerwaldes (heute: "naturgemäße Waldwirtschaft"), dessen wissenschaftlichen Grundlagen damals von den Eberswalder Professoren Möller und Wiebecke ge­legt wurden. Letzterer war in Falkenberg beratend tätig. Udo v. A. absolvierte eine forst­liche Ausbildung bei Walter v. Keudell in Hohenlübbichow, der später in seiner kurzen Zeit als Reichsforstmeister die Grund­sät­ze des Dauer­wal­dgedankens für die Staatsforsten verbind­lich vorschrieb. In zwei Jahrzehnten erfolgten in Falkenberg zu­meist Unterbauten mit Buche. Ziel war die Verminde­rung des hohen Kie­fe­rnanteils und die Ver­besserung der armen Stand­orte durch Be­grün­dung von mehrstufigen Mischwäldern.

Seit 1993 konn­te dies durch weitere Un­terbauten mit Buche, Win­terlinde, Bergahorn, Eiche und Douglasie fortge­setzt werden. Seit 1991 wurden 79 ha land­wirt­schaft­liche Grenz­bö­den mit allen Eich­enarten, Berg- und Spitz­ahorn, Win­terlinde, Robi­nie, Esche, Erle, Ulme und Kiefer auf­geforstet. Ende 1996 erfolgte im Rahmen des EALG der Rückerwerb von zunächst 100 ha "Bau­er­nwald" durch Albrecht v. A., Anfang 1999 von weiteren 490 ha Wald in Falkenberg, Arensdorf und Demnitz durch Reimar v. Alvensleben, der seine Flächen mit Wirkung vom 1.1.2011 an Albrecht v. Alvensleben übertrug.

Es folgt der Betriebsspiegel Forstwirtschaft

Betriebsspiegel Forst Falkenberg (Stand: 1.10.2008)

1. Fläche: Insgesamt: 842 ha

  • davon Erstaufforstung seit 1992 79 ha
  • verbleiben (alter Wald) 763 ha
  • davon gepachtet 52 ha
  • Eigentum, davon 711 ha
  • gekauft von privat seit 1991 119 ha
  • von BVVG 1997 100 ha
  • von BVVG 1999 492 ha


Die folgenden Angaben (Punkt 2.-7.) beziehen sich auf den 1999 von der BVVG gekauften Wald laut Betriebskonzept von 1998:

2. Standortverteilung, in % der Holzbodenfläche (HF)

  • M2 75 starke kleinräumige Unterschiede
  • M1 13
  • Z2 5
  • NK/NM 3
  • OK 2
  • K1+K2 1

3. Baumartenverteilung (Ober- und Unterstand), in % der HF

  • Kiefer 80
  • Fichte/Douglasie 2
  • Nadelholz, insg. 82
  • Eiche 4
  • Birke 4
  • Edellaubholz+Robinie 4
  • Erle 3
  • Buche 2
  • Blöße 1

Anmerkung: Bis Alter 37 Jahre sind 99,5 % Nadelholz (Ki).

4. Altersklassenverteilung, in % der HF

AK, Jahre real ideal Differenz

  • 0 0,7
  • 1-10 9,1 7,7 + 1,4
  • 11-20 10,8 7,7 + 3,1
  • 21-30 7,0 7,7 - 0,7
  • 31-40 15,0 7,7 + 7,3
  • 41-50 25,8 7,7 + 18,1
  • 51-60 5,8 7,7 - 1,9
  • 61-70 1,2 7,7 - 5,5
  • 71-80 5,5 7,7 - 2,2
  • 81-90 2,7 7,7 - 5,0
  • 91-100 6,2 7,7 - 1,5
  • 101-110 5,5 7,7 - 2,2
  • 111-120 2,9 7,7 - 4,8
  • 121 + 1,8 7,7 - 5,5

68 % der Bestände sind jünger als 50 Jahre (Normalwald 38,5 %).


5. Vorrat/Zuwachs/Hiebsatz

Brandenburg

  • Vorrat 149 Efm/ha (Kiefer 133 EfM/ha) 183 Efm/ha
  • Zuwachs 4,8 Efm/ha/Jahr 5,4 Efm/ha
  • Hiebsatz 3,2 Efm/ha/Jahr

Anmerkung: Datengrundlage ist der Datenspeicher Wald, letzte Einrichtung 1984 (?), danach nur Fortschreibung, Vorräte in den jüngeren Beständen (bis 50 J.) z.T. unterschätzt.


6. Kalkulierter Arbeitszeitbedarf für das nächste Jahrzehnt

1600 AKh/1000ha/Jahr = 0,8 AK/1000 ha/Jahr (inklusive Lohnunter nehmerleistungen)

Zum Vergleich Landesforst: 3,62 Waldarbeiter je 1000 ha.


7. Wirtschaftlichkeit

Kalkulierter Zuschußbedarf (1999): 15 Euro/ha/Jahr

  • ohne Kapitalkosten für Waldkauf,
  • ohne Fördermittel für Waldum­bau und Jungsbestandspflege,
  • jedoch darin enthalten: Kalkulato­rischer Ansatz von 10 Euro/ha/Jahr für allgemeine Verwaltungskos­ten, z.B. für Beförsterung

Nicht bewertet und schwer bewertbar:

  • Vorratsaufbau von 1,6 Efm/ha/Jahr
  • Synergieeffekte mit landw. Betrieb (600 ha) und mit der Jagd.

Zum Vergleich Zuschußbedarf Landesforst (1999): 150-200 Euro/ha/Jahr

 

8. Bewirtschaftungsgrundsätze

Die Bewirtschaftung erfolgt (weitgehend) nach den Grundsätzen der Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft. Mai 2001 Zertifizierung nach PEFC.


9. Waldumbau und -verjüngung

1993: 3 ha Unterbau von Kiefer (50-60 J.) mit Buche
1996: 3,5 ha Unterbau von Kiefer (47-76 J.) mit Buche/Linde
1997: 6,8 ha Unterbau von Kiefer (45 J.) mit Buche/Linde
1998: 0,9 ha Unterbau von Kiefer (75 J) mit Buche/Linde/Ahorn,
4 ha Unterbau von Kiefer (68 J) mit RBU/WLI/BAH/TEI/DG
1999: 3 ha Unterbau von Eiche mit Buche
2000: 3 ha Unterbau von Kiefer (57 J.) mit Buche/Linde/Douglasie
2001: 7,7 ha Unterbau von Kiefer (48 - 92 J.) Naturverjüngung+Dg
5,5 ha Naturverjüngung im Zaun (Buche/Eiche/Ahorn) – Versuch
2002: 22,9 ha Naturverjüngung im Zaun + horstweise DG (450 Pfl ./ha)
2005 mit Buchenhorsten (1900 Pfl./ha) ergänzt
2003: 9,9 ha Unterbau von Kiefer (60-96 J.) mit RBU, WLI, DG
2006: 1 ha Naturverjüngung Kiefer
2006/07: 12,44 ha Unterbau von Kiefer (90-100 J) mit RBU und DG
Frühjahr 2007: ca. 2 ha DG auf verschiedenen Kleinflächen (4000 Pfl.)
Frühjahr 2008. ca 2,5 ha DG auf sturm(Kyrill)-geschädigten Flächen (5000 Pfl.)

Insgesamt: 88,1 ha

10. Jungbestandspflege Kiefer:

Seit 1997: 103 ha nach dem Fercher Verfahren (anfangs 250 Z-Bäume, jetzt 150)
+ Fein­erschließung (20 m Rückegassenabstand).

 

11. Harvesterdurchforstung
€/fm (Verkauf auf dem Stock)

  • Herbst 1997: 14,6 ha, 85 fm/ha, 34 % LAS 6,45
  • Winter 1998: 19,3 ha, 66 fm/ha, 18 % LAS 6,42
  • Sommer 1998 42,7 ha, 48 fm/ha, 34 % LAS 7,37
  • 1999/2000: 210,7 ha, 67 fm/ha, 28 % LAS 5,19
  • 2001/2002: 78,2 ha, 63 fm/ha, 48 % LAS 8,67
  • 2003/2004: 167,8 ha, 57 fm/ha, 32 % LAS 9,77
  • 2004/2005: 61,4 ha, 61 fm/ha, 24 % LAS 13,28
  • 2006: 15,0 ha, 95 fm/ha, 53 % LAS 23,45 (incl. Endnutzung)
  • 2007: ca 20 ha, 77 fm/ha, 50 % LAS 42,43 (Sturmholz Kyrill)
  • insgesamt: 630 ha, 63 fm/ha, 32% LAS 9,76

Anmerkungen: Bis 2004/05 hoher Anteil von Erstdurchforstungen, Pflegerückstände aufgeholt.

Durchforstungsziel: Höherer Wertzuwachs durch Konzentration des Zuwachses auf die besseren Stämme. Zusätzlicher Effekt: Förde­rung der Strauch- und Krautschicht und Begleitholzarten, evtl. Naturverjüngung durch verstärkte Lichtzufuhr.

Risiken: "Löcher", Vergrasung, vorrübergehende Labilität.

12. Biotopverbundsystem

Pilotprojekt des Umweltministeriums in der Feldmark: 1991-94 Anlage von Gehölzbiotopen mit 30.000 Flurgehölzen, 49 Gehölzarten, auf 7,5 km Länge. Anteil von Kleinstrukturen und Sondernutzungen an der Agrarfläche stieg von 3,5 % auf 9 %. Mehr Wasserrückhalt durch Gewässerrückbau und einfache Staumaßnahmen.

13. Wildregulierung

Bis auf etwa 100 ha liegt der Wald im Eigenjagd- bzw. im von uns gepachteten Gemeindejagdbezirk. Ziel: Verjüngung ohne Zaun ermöglichen (bis jetzt wurde etwa 38 km Wildschutzzäune gebaut)

Rehwild: Abschußplan schrittweise von 4 auf 11 Rehe/100 ha an­gehoben, Abschuß der Ricken und Kitze zunehmend auf Bewegungsjagden.

Rotwild: Anfang 1990 noch Wechselwild, jetzt Standwild, da Ab­schußplan im Hegering regelmäßig nur zu 2/3 erfüllt. Seit Über­gang zum Gruppenabschuß 1998/99 wird der Plan zu über 90 % er­füllt. Dennoch weitere Vermehrung des Bestandes.

Folge: Selbst Kiefernnaturverjüngung ist ohne Zaun schwierig.

Offene Frage: Wie läßt sich Gleichgewicht zwischen Wald und Wild erreichen? Probleme:

  • Jagdnachbarn mit anderer Interessenlage (Jagdtourismus, Rotwildtrophäen),
  • Jagddruck steigt überproportional, so daß sich das Wild verstärkt in den Wald zurückzieht,
  • mangelnde Synchronisation der Jagdzeiten von weibl. und männl. Rehwild im Herbst/Winter senkt Effizienz der Bewegungsjagden, dadurch unnötig hoher Jagddruck (= vermehrter Wildschaden), fehlende Einsicht bei der Obersten Jagdbehörde (MLUV).

Bisherigen Ergebnisse: Scharfe Bejagung führt zusammen mit der Durchforstung und dem Abbau von Wildschutzzäunen zu einer erheblichen Verbesserung des Lebensraumes (Äsung, Deckung für das Wild, sodass die waldverträgliche Wilddichte und die nachhaltig erzielbaren Strecken heute deutlich höher liegen als vor zehn Jahren ("Win-Win"-Situation).

14. Fazit:

  • Zwang zu mehr Wirtschaftlichkeit infolge der Privatisierung hatte überwiegend auch positive ökologische Effekte:
  • Stärkere Durchforstung zur Erhöhung des Wertzuwachses fördert Kraut- und Strauchschicht, Begleitbaumarten (Eberesche, Birke) und Naturverjüngung.
  • Harvestereinsatz vermindert die Dauer und Häufigkeit der Störungen im Wald, da geringerer Zeitaufwand je ha und Tendenz zum aussetzenden Betrieb.
  • Zwang zur Verringerung der Verjüngungskosten begünstigt die Naturverjüngung, mindert den Anreiz zur Durchführung von Kahl­schlägen und fördert die Entwicklung von mehrstufigen Mischwäl­dern.
  • Zwang zur Verminderung der Zäunungskosten erhöht den Anreiz zur besseren Wildregulierung.
  • Zwang zur Verminderung der Arbeitskosten begünstigte Erhöhung des Totholzanteils im Wald, da eine Bergung von Windwurfholz und abgestorbenen Bäumen unwirtschaftlich, allerdings neue Tendenz: wachsendes Interesse an Brennholzgewinnung durch Selbstwerber infolge steigender Energiepreise.

Schlußfolgerung: Die Privatisierung führte in der Regel zu einer Verbesserung der ökonomischen und ökologischen Situation des Waldes in Brandenburg.

Potentielle Probleme und Konfliktfelder: Fremdländeranbau - Bodenverdichtung durch Befahren des Waldes - Schutzgebiete/Horstschutzzonen - ...................

Grundsätzliche Lösungsmöglichkeiten: Information/Aufklärung – Vertragsnaturschutz - Ordnungsrecht

15. Perspektiven

Wie lässt sich Nachhaltigkeit (ökonomisch-ökologisch-sozial) im Wirtschaftswald erreichen?

Die Lösung von zwei (politikbedingten) Problemen ist vordringlich:

  • Waldverträgliche Wilddichten, um die Verjüngungskosten zu senken und ökologische Vielfalt zu fördern (s.o.)
  • Lösung der Wasser- und Bodenverbandsfrage:

Bei einem Hiebsatz von 3,2 fm/ha gehen im 10jährigen Durchschnitt. ca. 1/4 der (erntekostenfreien) Holzerlöse in die Finanzierung der Gewässerunterhaltung, die dem Wald nichts nützt, sondern oft schadet und deren Kosten der Wald nicht verursacht (= Quersubventionierung der Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie der Agrarflächen).

Von den übrigen Holzerlösen müssen die übrigen Festkosten, die Verjüngungs- und Pflegekosten, die Kosten für die allgemeine Verwaltung und Beförsterung sowie die Zinskosten finanziert werden. Dies ist i.d.R. nicht möglich, obwohl für einen Teil der Verjüngungs- und Pflegemaßnahmen zum Zwecke des Waldumbaus (z.Zt. noch) Fördermittel gegeben werden.

Damit wurde dem Wald wertmäßig mehr entnommen als nachwächst: Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung war in Brandenburg – politikbedingt - nicht mehr gewährleistet.

Neue Situation durch (vorübergehend?) höhere Holzpreise.