Lüdeke Freiherr v. Maltzahn

Lüdeke v. Maltzahn wurde am 5. März 1944 bei seinen Großeltern Behr in Semlow geboren. Seine Eltern lebten damals noch in Eldena bei Greifswald. Bereits im Januar 1945 floh seine Mutter mit ihren drei kleinen Kindern vor den anrückenden russischen Truppen nach Ellerbruch, Kreis Land Hadeln, wo die Familie für drei Jahre bei ihren Verwandten Wense Aufnahme fand. Erst 1948 gelang es, wieder eine eigene Wohnung in Misburg zu finden. Dort wurde Lüdeke Ostern 1950 eingeschult. Im Sommer 1950 zog die Familie in das Forstamt Rotenburg/Wümme. Lüdeke besuchte dort die Volksschule bis 1954, danach die Mittelschule bis 1956, anschließend die Eichenschule in Scheeßel, wo er Ostern 1965 das Abitur machte. Er meldete sich freiwillig für zwei Jahre zur Bundeswehr, aus der er am 31.3.1967 als Leutnant der Reserve entlassen wurde.

Als er sich um die Annahme zur praktischen Ausbildung für den höheren Forstdienst bewarb, erfuhr er zunächst eine Ablehnung. Man legte ihm nahe, einen anderen Beruf zu finden. Er ließ sich aber nicht beirren, machte sein Forstpraktikum in einem privaten Forstbetrieb und begann im SS 1967 mit dem Studium der Forstwissenschaften an der Forstwissenschaftlichen Fakultät in Hann. Münden. Dort schloss er sich – wie schon sein Vater – der „Forstakademischen Gesellschaft Tanne“ an. Das Studium beendete er im Frühjahr 1971 mit dem Diplomexamen, absolvierte anschließend seine Referendarzeit, bestand im Herbst 1973 die große Staatsprüfung für den Höheren Forstdienst, wurde zum Forstassessor und bereits am 26.11.1973 zum Forstmeister ernannt. Zugleich erhielt er die Stelle eines Revierassistenten im Forstamt Seelzerthurm im Solling, in der er sich sehr schnell bewährte.

So hob man in seinen Beurteilungen nicht nur seine fachlichen, sondern auch seine menschlichen und charakterlichen Qualitäten hervor: „Maltzahn ist ein offener, aufrichtiger und fröhlicher Mensch. Ein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit, unbedingte Zuverlässigkeit, Integrität und Verschwiegenheit zeichnen ihn besonders aus. Maltzahn ist stets hilfsbereit und bei Mitarbeitern und Vorgesetzten sowie in der Bevölkerung gern gesehen.“ – „Gute organisatorische Fähigkeiten kommen bei der Lösung gestellter Aufgaben voll zur Wirkung. Maltzahn ist geschickt im Gespräch. Seine mündliche und schriftliche Ausdrucksweise ist logisch und klar.“ – „Seine Urteilsfähigkeit ist solide und gesund. Klare Entscheidungen und ausgesprochene Verantwortungsfreude zeichnen Maltzahn aus und wirken im Betrieb sehr positiv.“ – Maltzahn ist außerordentlich zuverlässig. Sein Diensteifer reicht weit über die Dienststunden hinaus. Er widmet sich seinen Aufgaben mit großer Passion“. Die abschließende Empfehlung für seine weitere Verwendung lautete: „Leitung eines Forstamtes“.

Folgerichtig übertrug man ihm am 15.8.1982 die Leitung des Forstamtes Göhrde mit sechs Betriebsbezirken auf 6400 ha, einem Großkamp und einer Maschinenfunktionsstelle. Hier fand er für weitere 22 Jahre seine berufliche Erfüllung und große Anerkennung. In einer späteren Beurteilung heißt es u. a.: „Maltzahn ist ein erfahrener, erprobter und gestandener Forstamtsleiter mit überdurchschnittlicher Leistung. Er ist stets loyal und praxisnah. Er erfüllt seine betrieblichen und außerbetrieblichen Aufgaben und Führungsaufgaben sowohl im fachlichem, wie auch im organisatorischen, vor allem aber im menschlichen Bereich hervorragend.“

In der Verbesserung der forstlichen Verfahrenstechnik leistete er Pionierarbeit. So führte er in der Göhrde 1987 die hochmechanisierte Holzernte mit dem Harvester ein – als erster in den niedersächsischen Landesforsten und nicht ohne Widerstände. Er verbesserte die Methoden der Verjüngung, der Kulturpflege und der Durchforstung und trieb damit die Entwicklung zu einer naturgemäßeren Forstwirtschaft voran.

Hierzu gehörte auch die Regulierung der Wildbestände, um einen besseren „Einklang zwischen Wild, Wald und Feld“ zu erreichen. Zu diesem Zweck übernahm er bereits 1983 den Vorsitz im Hochwildring Göhrde, der sich über eine Fläche von 80.000 ha mit 180 Revieren erstreckt, und schaffte es, die zum Teil unterschiedlichen Interessen der Förster, Landwirte und privaten Jäger in einer Weise auszugleichen, dass in seiner 21jährigen Amtszeit bis 2004 die angestrebten Ziele ohne größere Konflikte erreicht werden konnten.

Seine Leistungen fanden weiterhin allgemeine Anerkennung. Bereits Ende 1982 war er zum Forstoberrat befördert worden, Ende 1999 zum Forstdirektor. Dennoch wurde er im Zuge der Forststruktureform 2004/05 zum 31.12.2004 in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Um den geplanten Personalabbau umsetzen zu können, war der Grundsatzbeschluss gefasst worden, keine Bewerber für Forstamtsleiterstellen zu berücksichtigen, die 60 Jahre und älter waren. Lüdeke war zehn Monate vor dem Stichtag 60 Jahre alt geworden und fiel damit unter diese Regelung.

Auch außerhalb seines Forstamtsdienstes war er tätig: Er absolvierte regelmäßig Wehrübungen und erreichte bis 1991 den Rang „Oberstleutnant der Reserve“. Im Johanniterorden wurde er 1977 zum Ehrenritter und 2004 zum Rechtsritter ernannt. Von 1997 bis 2005 leitete er als Vorsitzender die Johanniterhilfsgemeinschaft Dannenberg. Weiterhin war er als forstlicher Berater sehr gefragt. So beriet er lange Jahre u.a. den Forstbetrieb in Alt-Wallmoden und nach der Wende 1990 die wieder eingerichteten Forsten in Semlow und Falkenberg.

Nach Beendigung seines Dienstes in der Göhrde bezog er ein Haus in Walmsburg bei Bleckede an der Elbe und pachtete zusammen mit seinem Freund Henning Hesse ein Jagdrevier in Vockfey am gegenüber liegenden Elbufer. Allerdings hatte er zunehmende gesundheitliche Probleme, die sein Leben und seine Mobilität immer mehr einschränkten. Als eine Beinamputation bevor stand, nahm er sich am 12. November 2013 in seinem Revier Vockfey das Leben – offenbar wohl überlegt, denn zuvor hatte er noch alle persönlichen Angelegenheiten geordnet und geregelt.

Das Forstamt Göhrde organisierte am 21.11.2013 eine Trauerfeier im Göhrder Wald. Pfarrer Stephan Lackner aus Nahrendorf predigte über Lüdekes Konfirmationsspruch aus dem 2. Timotheusbrief 1, Vers 2: Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Frank-Dietmar Richter sprach am Sarge für die „Mündener Gesellschaft Tanne“, Forstamtsleiter Dr. Uwe Barge für das Forstamt Göhrde und der Vorsitzende des Hochwildringes Göhrde Peter Pabel für die Jägerschaft. Der Posaunenchor Himbergen begleitete die Lieder und die Bläsergruppe Hubertus der Jägerschaft Lüneburg umrahmte die Feier mit dem Choral aus der Hubertusmesse und dem großen Halali. So erlebte die große Trauergemeinde eine würdevolle und bewegende Feier im Gedenken an den Verstorbenen.

Am folgenden Tag wurde Lüdeke auf dem Friedhof in Falkenberg beigesetzt. Er ruht dort neben seinem am 2.10.2012 verstorbenen Bruder Helmuth Dietrich und in der Nähe seiner am 19.4.2006 verstorbenen Schwester Inge v. Alvensleben.